Ästhetik, Funktion und Vollkeramik

Kurs: Ästhetik, Funktion und Vollkeramik vom 09.12.2005

Dieser Kurs der Zahnärzte Dr. Peter Roth und Per Fossdal beschäftigt sich mit dem Dauerbrenner Vollkeramik, der in den letzten Jahren immer mehr Einzug im zahnärztlichen Praxisalltag hält. Die beiden Referenten arbeiten schon seit 1987 mit Vollkeramikrestaurationen. Mittlerweile macht die Vollkeramik einen 90-prozentigen Anteil ihres fest sitzenden Zahnersatzes aus. Dabei liegen die Vorteile mit den immer wichtiger werdenden Aspekten der Ästhetik und Biokompatibilität sowie der die Zahnhartsubstanz schonenden Präparationsmöglichkeit klar auf der Hand. Aber auch funktionell hat die Vollkeramik einiges zu bieten. So ist es möglich, abradierte Führungsflächen mit minimalinvasiven Präparationen wieder zu rekonstruiren und im Falle einer Biss-Senkung vertikal zu erhöhen. „Change the vertical“ fordern in solchen Fällen die beiden Referenten im Gegensatz zu alten, nicht mehr zeitgemäßen Dogmen. Denn nur eine physiologische Front-Eckzahn-Führung, sowie die zentrische Kondylenposition bei maximaler Interkuspidation können für einen langen Erhalt der eigenen Zähne und der keramischen Restauration garantieren. Dabei wird genau geklärt, wie die richtige Front-Eckzahn-Führung auszusehen hat und auf welche Weise diese Entlastung für Seitenzähne, Muskeln und Kiefergelenk bringt. Schon ein einziger „Tropfen“ in Form einer störenden Füllung oder Krone kann dabei ein harmonisches System, vor allem bei psychischen Begleiterscheinungen, zum Kollabieren bringen.

Es werden die Indikationen für die verschiedenen heute verfügbaren vollkeramischen Restaurationsmöglichkeiten beschrieben. Diese führen von Inlays, Veneers, Vollkronen, Klebebrücken und kleineren Brücken im Seitenzahnbereich bis zur Monocoquebauweise. Es wird gezeigt, welche positiven Entwicklungen die neuesten Keramikmaterialien mit sich bringen, aber auch welche Methoden noch nicht ganz ausgereift sind.

Im zweiten Kursteil werden die Präparationsformen und die jeweiligen gängigen Instrumentensets beschrieben. Dabei gilt bei den verschiedenen Präparationsregeln immer der Leitsatz: Möglichst immer im Schmelz bleiben! Nur so kann die Restauration durch die Säure-Ätz-Technik wie eine neue Schmelzschicht gesehen werden.

Außerdem wird auch über Stumpfaufbauten mit adhäsiven Stiftkonstruktionen diskutiert. Es wird erklärt, warum generell auf Stifte eher verzichtet werden sollte und wie bei der Anwendung der von beiden favorisierten Glasfaserstifte vorgegangen werden sollte.

Im Rahmen der funktionellen Prophylaxe wird geklärt, wann eine relative beziehungsweise absolute Behandlungsindikation vorliegt, um eine Kettenreaktion von Pathologien zu verhindern. Nur so kann das funktionelle Dreieck, bestehend aus dem physiologischen Zusammenspiel zwischen Kiefergelenk, Frontzähnen und Seitenzähnen, harmonisch und nachhaltig arbeiten.

Ein weiterer Themenbereich stellt die Frage nach den richtigen und unterschiedlichen Adhäsivsystem-Kombinationen. Es wird auf biochemischer Ebene gezeigt, welche Verbundsysteme wie funktionieren und wann diese eingesetzt werden sollten. Auch wird die richtige Anwendung detailgenau beschrieben und darauf aufmerksam gemacht, welche Fehlerquellen unbedingt zu vermeiden sind.

Eine Live-Präparation von keramischen Eckzahnaufbauten zeigt das genaue, chronologische Vorgehen von der richtigen Farbauswahl mit speziell gefertigten Opazitätenvarianten, über die Abdrucknahme bis hin zur richtigen provisorischen Versorgung. Aber auch das korrekte Einsetzen von hauchdünnen 360-Grad-Veneers wird eindrucksvoll demonstriert, wobei der Behandlungserfolg gleich direkt am Patienten begutachtet werden kann.

Mit reichhaltigen Fallbeispielen aus einem langjährigen Erfahrungsschatz zeigen die beiden Referenten, wie Form, Funktion und Ästhetik auf dem neuesten Stand der Technik eine harmonische Einheit bilden können. Sie verstehen es nicht nur, die wichtigen theoretischen Grundlagen zu vermitteln, sondern es gelingt ihnen, den wichtigen und direkten Bezug zur praktischen Anwendung zu schaffen. Ein Kurs, der nicht nur Anreize gibt, vollkeramisch zu arbeiten, sondern ein komplettes Konzept bietet, um diese zukunftsweisende Behandlungsmethode in das eigene Praxisspektrum aufzunehmen.

Autor: Johannes Löw