Fotodokumentation: „Man weiß gleich genau was los ist!“ – Horst Dieterich

Kempten – Im Rahmen des Curriculums „Rekonstruktive Zahnmedizin, Ästhetik und Funktion“ zeigte Horst Dieterich Ende September in einem Einführungskurs grundlegendes über Fotodokumentation, Diagnostik und Fallplanung.

 

Fotodokumentation: „Man weiß gleich genau was los ist!“

 

Dieterich hat die Fotodokumentation in seine täglichen Praxisabläufe integriert. Von dem Mehrwert ist er überzeugt: „Wir haben gemerkt, wie uns diese Fotos helfen!“ Die Fotodokumentation ist nach Dieterichs Erfahrung wie eine praxisinterne Fortbildung: „Wenn Du Deine Fehler selber bemerkst, kannst Du es das nächste Mal richtig machen. Wir können über nichts mehr lernen als über die Eigenkontrolle.“ Auch bei der Kommunikation mit Gutachtern, Kollegen und Patienten seien Fotografien eine wertvolle Grundlage: „Man hat sofort eine andere Gesprächskultur.“ Dieterich zeigte die Fotodokumentation nach John Cois, die später in kleinen Gruppen geübt werden konnte.

 

„Messerscharfe Modelle“

 

Bei der Alginatabformung für Planungsmodelle empfahl Dieterich ein Vakuumanmischgerät: „Du brauchst ein vernünftiges Anrührgerät!“ Er zeigte eine modifizierte Abformtechnik nach Gutowski. Sein Credo: „Die Qualität einer Abformung steigt exorbitant, wenn Du einen individualisierten Löffel nimmst!“ Vor der Abformung sollten die Kauflächen mit Alginat bestrichen werden, um Blasen zu vermeiden. Dieterichs Vorgehen: „Du setzt den Löffel dorsal zuerst ab und klappst dann nach vorne. Ich lasse den ganzen Überschuss in das anteriore Vestibulum einfließen. Es ist noch nicht mal ein Hauch auf dem Gaumen. Wir haben den kompletten Überschuss nach vorne draußen.“ Ein Würgereiz könne so unterbunden werden. Ziel der individualisierten Abformung sei es, dass die Zahnreihe mittig geschützt im Alginat liegt. Dieterichs Forderung für den Praxisalltag: „Das muss hundertprozentig delegierbar sein. In einer modernen Praxis muss dein Personal das können!“ Zur Aufbewahrung empfahl er einen Hygrophor und keine feuchten Tücher, um ein Nachquellen des Alginats zu verhindern.

 

„Die Kieferrelation mache ich!“

 

Die Planungsmodelle sollten in der Tageszentrik einartikuliert werden. Dieterichs Ziel: „Alles dient dazu, den Unterkiefer zu deprogrammieren.“ Alles was zur Entspannung und Entkrampfung des Patienten beitrage sei hier hilfreich. Der Patient sollte dabei relativ aufrecht und gerade Sitzen. Ein Frontzahn-Jig mit Komposit an den Papillen der oberen Inzisiven helfe die Tageszentrik zu finden. Dabei sei darauf zu achten, dass der Patient beim Schließen nicht protrudiert. Erst wenn durch lockeres Führen des Unterkiefers auf den Jig eine reproduzierbare Position gefunden ist, sollte der Biss genommen werden.

 

„Das Mock-up ist genial!“

 

Auf den Planungsmodellen sei es möglich erst ein Wax-up und anschließend ein Mock-up zu erstellen. So könne der Patient schon im Vorfeld das Behandlungsergebnis auf sich wirken lassen. Auch sonst gebe es keine unangenehmen Überraschungen. Änderungen könnten jederzeit noch vorgenommen werden. Dieterichs Erfahrung: „Das Mock-up beeindruckt den Patienten. Wir machen es sehr, sehr gerne, wenn wir den Patienten schnell überzeugen wollen.“ Für Dieterich außerdem eine sinnvolle Investition: „Wir verlangen für das Mock-up gar nichts. Die Patienten sind danach aber immer bereit, die endgültige Versorgung anzugehen.“ Eine Fortbildung mit neuen Grundlagen für Berufseinsteiger und wertvollen Tipps und Tricks für erfahrene Kollegen. Der Kurs ist für die Spezialisierung bei der European Dental Association (EDA) anerkannt.

 

Autor: Johannes Löw